Ein Essay zur Klimaproblematik, informed by post normal science (Ravetz, Funtowicz). Auszug:
Wir leben in einer MODALEN WIRKLICHKEIT: Nicht das “Ist” entscheidet, sondern das “Kann sein” (siehe: Modalverben). Nicht das Tatsächliche macht die Situation aus, sondern das Womögliche. Womöglich haben unsere individuellen Handlungen grossen Einfluss, womöglich geringen. Womöglich ist die Lage zwar bedrohlich, doch dafür umso vielversprechender: Womöglich birgt sie die Chance, erstmals eine echte Kooperation zwischen den globalen Akteuren entstehen zu lassen.
Wenn ich höre: “Aber die wissenschaftlichen Fakten!”, dann muss ich immer seufzen. Dies ist keine Laborphysik, sondern HYBRIDE WISSENSCHAFT. Verschiedene Deutungen sind mit den Forschungsdaten kompatibel (-> Wissenssoziologie, Ludwik Fleck, Bruno Latour, post-normal-science …). Aber man kann auch ohne Klimawissenschaft verstehen, was geschieht. Wir verdauen Ressourcen, die über Jahrmillionen entstanden sind, um Energie zu gewinnen, und wir scheiden in Jahrzehnten in die Atmosphäre aus, was übrig bleibt. Das krempelt den Planeten um: Anthropozän.
Ökologisches und politisches Klimaproblem lassen sich nicht trennen voneinander. Und im Politischen geben die MATRIZEN (Weltanschauungen, Ideologien) den Ton an. Die widersprechen einander extrem und bringen unterschiedliche REALVARIANTEN hervor. Es geht nicht mehr, wie in der klassischen Politik, darum, Interessen auszugleichen. Es geht darum, Realitäten zu verhandeln. Die allerdings sind kaum verhandelbar.
Was tun? Selbstbeschränkung oder radikale Modernisierung? Man kann nicht nur auf eines der Pferde setzen. Man muss beide zugleich satteln, auch wenn sie in verschiedene Richtungen davonzurasen drohen: PARADOX HANDELN.
Den vollständigen Text gibt es in der lettre international № 127 (Winter 2019)